Sumpfige Waldlandschaft im Naikoon Provincial Park auf Graham Island.

Morgenstimmung über der Sedgwick Bay während des Helikopterflugs zum berühmtesten Kulturdenkmal der Haida, der Ruinenstätte Ninstints auf Anthony Island an der Südspitze der Queen Charlotte-Inseln.

Ninstints war bis zur Jahrhundertwende der Hauptort der Kunghit-Haida, heute zeugen nur noch ein paar zerfallende Totempfähle von der einstigen Macht der Siedlung. Auf den fünf abgebildeten Bestattungspfählen sind oben noch die Höhlungen sichtbar, in denen die Verstorbenen hinter einem Querbrett eingesargt wurden (s. Foto Nr. 55). Die Hauptfiguren auf den Pfählen sind dank alter Fotos identifizierbar. Auf dem ersten Pfahl (von links nach rechts) sind die Flügel eines Adlers zu sehen, dem Kopf ist der Schnabel abgefallen. Auf dem zweiten Pfahl ist das furchterregende Gebiss des Raubwals zu erkennen und auf dem dritten und dem fünften Pfahl je ein Bär.

Von der Natur bald zurückerobert sind diese Dachbalken und Eckpfosten eines der 20 Häuser von Ninstints.

Neckisch schaut ein Frosch unter der mächtigen Schwanzflosse des Raubwals hervor. Noch vor 40 Jahren waren die feinen Schnitzereien am Froschkopf - die grossen Augen und die kleinen Nasenlöcher - deutlich zu sehen. Ausschnitt von einem umgestürzten Totempfahl in Ninstints.

Auf einem weiteren Bestattungspfahl in Ninstints schützt ein Bär ein Kleinkind und leckt ihm liebevoll mit seiner Zunge den Kopf.

Auf dem stark verwitterten Totempfahl am Waldrand lässt sich das Wappentier nur noch erahnen. Die beiden oberen Nagezähne verraten uns, dass es sich um einen Biber handelt. Zwischen seinen Vorderbeinen sitzt ein Frosch. Zwischen den Hinterbeinen de Bibers mit den Krallenfüssen ist seine Schwanzflosse mit dem typischen Karree Muster und einem Gesicht knapp erkennbar.

Der Haida-Mythos findet seine schönste Entsprechung in der zwei Meter grossen Skulptur aus weissem Zedernholz, die der Haida Künstler Bill Reid für das Museum of Anthropology in Vancouver schuf. Dieses Meisterwerk der Nordwestküsten-Kunst wurde 1980 feierlich eingeweiht.

Ein Kanupaddel der Haida aus dem 19.Jh. (150 cm; MOA)
MOA = Museum of Anthropology, University of British Columbia, Vancouver

Ein Heilbutthaken aus dem Wurzelholz einer Fichte, das mit einem Dampfverfahren gebogen und gehärtet wird. Der knochige Widerhaken ist mit Zedernbast befestigt. Gesammelt bei den Haida, entspricht aber dem Makahtyp. (16 cm; MOA)
MOA = Museum of Anthropology, University of British Columbia, Vancouver

Ein Haida-Heilbutthaken mit einer Cheffigur, die einen Potlatch-Hut mit Froschgravur trägt. (31 cm, über 110 Jahre alt; MOA)
MOA = Museum of Anthropology, University of British Columbia, Vancouver

Rabe und Mensch. Esslöffel aus Bergziegenhorn, in zwei Stücken geschnitzt und mit Perlmutteinlagen verziert. Haida. (25 cm; NMM)
NMM = National Museum of Man, Ottawa

Zwei Bären halten die Essschale, die einen Adlerschnabel im Doppelprofil zeigt. Erlenholz, Perlmutter, um 1895 geschnitzt. (38 cm, SJM)
SJM = Sheldon Jackson Museum, Sitka

Zeremonialhammer der Haida. Der weiche geschnitzte Stein in Form eines Habichts mit einem Wal im Schnabel ist mit Zedernbast am Holzstiel befestigt. (68 cm; NMM)
NMM = National Museum of Man, Ottawa

Sprecherstab eines Haida-Chefs. Auf dem Stab sind ein Adler, ein Rabe mit spitzen Ohren und ein Wolf zu erkennen. Durch verschiedene Bewegungen des Sprecherstabes wurden bestimmten Worten oder Sätzen Nachdruck verliehen. (92 cm, VM)
VM = Völkerkundemuseum der Universität Zürich

Die Krieger der Tlingit galten als unerschrockene Nahkämpfer. Der Dolch aus Knochen mit Rabenkopf dürfte gegen 200 Jahre alt sein. (38 cm, SNHP)
SNHP = Sitka National Historical Park, Sitka

Flugbild von Anthony Island, wo sich die erwähnte Ruinenstätte Ninstints befindet. Links im Hintergrund Kunghit Island. (S. Photos Nr. 8-13)

Replikat des Yaadaas-Totempfahles, der im Haida-Dorf Old Kasaan stand; die Kopie wurde 1978 vom Tlingit-Künstler Tommy Jimmie geschnitzt. Zuoberst sitzt der Dorfwächter, dann folgt Rabe Yel in seiner Menschen- und gleich noch in seiner Tiergestalt. Zuunterst hockt ein Bär, irgendein Tier fressend. (SNHP)

Haida-Copper mit geritztem und gemaltem Bärenmotiv. Die Kupferplatte ist über 100 Jahre alt. (74 cm, MOA, A7102)
MOA = Museum of Anthropology, University of British Columbia, Vancouver

Auf den umgestürzten Resten ehemaliger Bestattungspfahle lässt sich eine Bärenfigur erahnen.

Diese Maske ist ein sehr seltenes Stück und schwierig zu identifizieren. Gesammelt wurde sie 1878 bei den Haida auf den Queen Charlotte-Inseln, doch dürfte dieses Kunstwerk anderer Herkunft sein. Das Linienmuster und die Kopfform sprechen für eine Heiltsuk- oder gar eine Tsimshian-Maske. Die Frage, welchem Volk ein Kunstwerk zuzuordnen ist, stellt sich bei vielen Nordwestküsten-Objekten: dem herstellenden Volk oder demjenigen, in dessen Besitz und Gebrauch es gefunden wurde? (MM>nicht NMM)
NMM = National Museum of Man, Ottawa

Blick von Sandspit auf Moresby Island über die Shingle Bay auf die Küste bei Skidegate auf Graham Island. Im Hintergrund die Queen Charlotte Ranges.

Von Skedans auf Louise Island, südöstlich von Skidegate, sind nur noch einige verrottende Totempfahle übrig. Auf diesem Bestattungspfahl ist ein Adler an seinem Flügel erkennbar; allerdings fehlt der Schnabel.

Auf diesem Bild von Skedans «verbeisst» sich der Raubwal eines Bestattungspfahles in den Stamm eines Baumes, während die obere Figur, ein Bär, sich an einen Ast «klammert». Der Kampf gegen die Natur ist wohl auch für diesen Totempfahl hoffnungslos.

Die Ureinwohner der Queen Charlotte-Inseln hingegen haben den Kampf ums Überleben gewonnen. Daphne Yeltatzie aus Haida Masset beweist ihre Verbundenheit mit der Tradition, indem sie Heilbuttfilets zum Trocknen über einen Dachrost hängt.

Dieser alte Erinnerungspfahl steht in Skidegate, doch droht er umzufallen und die hier oft spielenden Kinder zu gefährden. Die Basisfigur ist ein Biber mit einem Bärenjungen zwischen den Ohren.

Essschale aus Holz in Froschgestalt. (23 cm; MOA)
MOA = Museum of Anthropology, University of British Columbia, Vancouver

Diese Rabe-Tanzrassel, auf der ein Eisvogel einer menschlichen Figur die Zunge in die Länge zieht, wurde 1878 auf den Queen Charlotte-Inseln gesammelt. Dem Kunststil nach dürfte es sich aber um eine Rassel der Tlingit handeln, die entweder durch Handelsbeziehung, einen Geschenkaustausch bei einer Heirat oder als Kriegsbeute in den Besitz einer Haida-Familie gelangte. (34 cm, MM)
MM = McCord Museum, McGill University, Montreal

Die Nordwestküsten-Indianer waren leidenschaftliche Spieler. Das sogenannte Stäbchenspiel war eines der beliebtesten. Bei diesem Ratespiel konnte ein Teilnehmer seine ganze Habe verlieren. Die Haida nannten es «Ssin», was Ahorn bedeutet, eine der Holzarten, aus denen die Stäbchen geschnitzt wurden. Die abgebildeten Stäbchen sind 13 cm lang, im Beutel aus ungegerbter Haut befinden sich 73 Stück. (NMM)
NMM = National Museum of Man, Ottawa

Die 23 Zentimeter kleine Holzfigur stellt vermutlich einen Schamanen dar, der eine Gesichtsmaske trägt und zwei Seeotter hält. (MOA)
MOA = Museum of Anthropology, University of British Columbia, Vancouver

Argillit-Totempfahl aus dem letzten Jahrhundert. Es sind von oben nach unten sichtbar: ein Bär, ein Rabe mit einem Frosch auf dem Flügel, eine Cheffigur, ein Habicht mit einem Raubwal in den Klauen. (36 cm, MOA)
MOA = Museum of Anthropology, University of British Columbia, Vancouver

Holzschale für zeremoniellen Gebrauch in Gestalt eines liegenden Raben, aus dessen Schwanzfedern ein Habichtkopf ragt. (32 cm, MM)
MM = McCord Museum, McGill University, Montreal

Diese Figur wurde wie die in Nr. 52 erwähnte Raben Rassel vor über 100 Jahren auf den Queen Charlotte-Inseln gesammelt, doch deuten Stilmerkmale auf die Heiltsuk hin. Wie dieses Stück zu den Haida gelangte, ist nicht bekannt. Die Figur könnte eine mythische Person auf dem Wasserblaser-Monster sein. Vermutlich handelt es sich um ein Kuriositätenstück für den Verkauf an Weisse. (41 cm; NMM)
NMM = National Museum of Man, Ottawa

«Raven» (Rabe mit Sonne im Schnabel). Siebdruck von Freda Diesing, Haida.

Transformationsmaske der Heiltsuk. Geschlossen, stellt sie einen Habicht dar, geöffnet, offenbart das Gesicht seine menschliche Natur. (Ø 68 cm, NMM)
NMM = National Museum of Man, Ottawa

Argillit-Platte der Haida aus den 1880er Jahren mit zwei Raubwalen und am Rand Einlagen aus Seeschnecken-Deckeln (Opercula). (42 cm; MOA)
MOA = Museum of Anthropology, University of British Columbia, Vancouver

«Scana with the Woman» (Raubwal und Frau). Siebdruck von Freda Diesing 1980

Wie viele Haida-Künstler spezialisiert sich Garner Moody, Jahrgang 1958, auf die Argillit-Schnitzkunst. Zu seinen Lehrmeistern gehörten sein Vater Rufus Moody und Alfred Collinson. Garner Moody lebt in Skidegate.

Holly Churchill-Burns demonstriert hier in ihrem Haus in Ketchikan die Flechtarbeit an einem Haida-Hut aus Fichtenwurzeln. Als Kind habe sie oft ihrer Mutter Dolores Churchill-Peratrovich beim Wurzeln- und ZedernbastsammeIn helfen müssen und erste Flechtversuche gemacht. Doch so begeistert wie ihre Schwester April Churchill-Varnell sei sie damals nie gewesen. Nun aber habe sie gespürt, dass auch sie diese Tradition ihrer Haida- Familie weiterführen möchte. Ein Anstoss dazu war eine Ausstellung über zeitgenössische Korbflechtkunst in Alaska, die ihrer Grossmutter, Selina Peratrovich, einer Haida von Masset, gewidmet war.

Bill Reid schuf diesen Raubwal aus Silber auf einem Argillitständer 1972 und kopierte damit sein eigenes Meisterwerk, das er 1970 für die Wanderausstellung «The Legacy» (Das Erbe) in Gold kreiert hatte. Die Figur goss er nach einem Wachsmodell im Giessverfahren «der verlorenen Form». (6 cm, NMM)
NMM = National Museum of Man, Ottawa

Bill Reid, Haida: Frauen-Maske mit Lippenpflock und Tätowierungen (22 cm, MOA)
MOA = Museum of Anthropology, University of British Columbia, Vancouver

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